Trutzhain
Trutzhain ist die jüngste Gemeinde Hessens und wurde am 1. April 1951 als Siedlung für Heimatvertriebene gegründet. Oberhalb des heutigen Ortes, auf einem Wiesental des Kesselwaldes, befand sich das mittelalterliche Dorf Trutishain. Es wird 1224 erstmals erwähnt als Erwerbung der Grafen von Ziegenhain aus dem Besitz des Klosters Haina. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hörte die Siedlung auf zu bestehen und spiegelt damit den allgemeinen Wüstungsprozess dieser Epoche wider.
Die Beibehaltung des historischen Namens auch für den 1951 neu gegründeten Ort, sollte die Identifizierung mit der neu gefundenen Heimat zum Ausdruck bringen. Der heutige Ort Trutzhain dagegen geht zurück auf ein 1939 auf einer Viehweide angelegtes Kriegsgefangenenlager (STALAG IX A = Mannschaftsstammlager). Die alten Barackenbauten und die Lagerstruktur sind bis heute erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz. Nach 1941 kamen auch russische Kriegsgefangene in das Lager, diese waren jedoch von den anderen Gefangenen getrennt und hatten sehr unter einer schlechten Behandlung zu leiden. Am Rande des Kesselwaldes befand sich der französische Gefangenenfriedhof, heute Gemeindefriedhof mit einem französischen Mahnmal von 1943. Der separate Friedhof für die russischen Gefangenen befand sich oberhalb der alten Wüstung Trutzhains und ist heute eine Kriegsgräbergedenkstätte. Insgesamt wurden dem Kriegsgefangenenlager STALAG IX A ca. 40.000 Gefangene zugewiesen, von denen die meisten zum Arbeitsdienst bei der umliegenden Bevölkerung eingeteilt waren.
Trutzhain 1Im überwiegend französischen Teil des Lagers entwickelte sich unter der Duldung der Lagerleitung ein reges kulturelles Leben. Sogar Fernstudien unter Beteiligung französischer Universitäten waren möglich. Der wohl prominenteste Gefangene war der spätere französische Präsident Francois Mitterand. Am Rande des ehemaligen Lagers entstand 1963 – 65 eine neue katholische Kirche mit expressiver Dreiecksfassade. Mit einigen ehemaligen Kriegsgefangenen (Vereinigung „Les Anciens des Stalages IX ABC“) bestehen bis heute freundschaftliche Kontakte, die durch deutsch-französische Freundschaftstreffen erhalten werden.
Im Juni 2003 wurde die Gedenkstätte und das Museum Trutzhain eröffnet.